Wirtschaftskrise, Inflation, steigende Preise für Strom, Gas und Mieten: Es sind keine einfachen Zeiten für Berliner Unternehmen. Auch der Fachkräftemangel macht den Arbeitgebern zusätzlich zu schaffen. Mehr als 20.000 Stellen sind in Berlin unbesetzt.
Doch eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht. Eher im Gegenteil: Immer mehr Berliner Arbeitnehmer kündigen ihren Job.
Berlin: Jeder zweite Abgang geht auf Kündigung zurück
Die Zeiten, in denen Arbeitnehmer bis zur Rente in einem Job verharren, sind vorbei. Der Arbeitsmarkt hat sich gewandelt und so auch die Einstellung der Beschäftigten. Das zeigen jetzt die Ergebnisse des jährlichen Betriebspanels, das die Senatsverwaltung für Arbeit am Mittwoch (13. Dezember) in Berlin vorgestellt hat.
Die jährliche repräsentative Arbeiterbefragung wurde schon im Juli und November 2022 durchgeführt. Die nun bekanntgemachten Ergebnisse sind ein Schock für viele Arbeitgeber. 54 Prozent der Personalabgänge in der Berliner Wirtschaft gehen auf eine Kündigung des Mitarbeiters zurück. Das ist ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Fachkräftemangel macht Unternehmen zu schaffen
Nur lediglich jedes vierte Beschäftigungsverhältnis wird vom Arbeitgeber beendet. Die Ergebnisse zeigen: Während Unternehmen schwer mit dem Fach- und Arbeitskräftemangel zu kämpfen haben, scheinen die Arbeitnehmer davon zu profitieren.
+++ Berlin: Tausende offene Stellen – doch immer mehr Arbeitslose +++
Auf dem Arbeitsmarkt haben Beschäftigte die freie Wahl. Das führt dazu, dass sie öfter den Job wechseln und mehr Mut haben zu kündigen. Berliner Unternehmen müssen sich dieser Entwicklung dringend anpassen und auf dem Arbeitsmarkt attraktiv bleiben, damit sie ihre Mitarbeiter halten und neue dazu gewinnen, so Arbeitssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) bei der Vorstellung der Ergebnisse.
Berlin wird bei Ausbildungen abgehängt
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssten dringend mehr ausgebildete Arbeitskräfte auf den Arbeitsmarkt. Doch in der Anzahl der Ausbildungsplätze hinkt Berlin zurück. Nur 17 Prozent der Berliner Betriebe bieten eine Ausbildung an. Bundesweit sind es fast 30 Prozent. Demnach bildet nicht einmal jeder zweite Berliner Betrieb mit Ausbildungsberechtigung auch wirklich aus.
Laut Senat gibt es noch viel zu tun. Fachkräfte aus der Ukraine und das Integrieren von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt können Abhilfe schaffen. Doch langfristig müssen zusätzliche Lösungen gefunden werden.
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Nicht nur die Zunahme an Kündigungen, auch die wirtschaftliche Situation stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Das Panel zeigt: 47 Prozent der Berliner Betriebe sind wirtschaftlich vom Krieg in der Ukraine betroffen. Besonders die gestiegenen Kosten für Energie, Treibstoffe und Rohstoffe machen ihnen zu schaffen.