Berlin ist nicht nur die Hauptstadt des Landes, sondern auch eine Hochburg in Sachen Kunst. In der Metropole lässt sich Art nicht nur in Museen und Ausstellungen bewundern – sie begegnet einem bereits auf offener Straße.
Die Rede ist von Graffitis. Egal ob auf Zügen, Anhängern oder an meterhohen Hausfassaden – die Kunstwerke aus der Spraydose sind nahezu überall in Berlin zu sehen. Unter Sprayern gibt es allerdings eine gewisse Rangliste. Dabei steht ein Objekt ganz besonders hoch im Kurs!
Berlin ist voll mit Graffitis
BERLIN LIVE hat sich mit einem angesehenen Sprayer aus der Berliner Graffiti-Szene getroffen, der weiterhin anonym bleiben möchte. Bereits nach kurzer Zeit wurde klar, welche Künstler in diesen Kreisen am meisten Ansehen erhalten – nämlich diejenigen, die es geschafft haben, ihr Graffiti auf einer U-Bahn zu verwirklichen. „Die U-Bahn ist das Wertvollste für einen Sprüher, dann kommt S-Bahn und dann ICE“, stellte der Sprayer klar.
Vor einigen Jahren sei der ICE noch am begehrtesten bei den Sprayern gewesen – immerhin legt der Zug der Deutschen Bahn die längste Strecke zurück. Doch die Zeiten ändern sich. Auch Regionalzüge kämen als Spray-Objekt nicht wirklich in Frage. Und das Schlusslicht? „Eine Straßenbahn ist nichts wert“, verriet der Künstler.
Berliner Sprayer verrät interne Details
Doch was zeichnet die U-Bahn in Graffiti-Kreisen aus? „Die U-Bahn steht da unten bewacht. Das ist etwas Wertvolles – das ist wie Champions League“, schwärmte der Sprayer gegenüber unserer Redaktion. Um überhaupt an den Zug heranzukommen, bedarf es erstmal jede Menge Wissen: Als illegaler Graffiti-Sprüher müsse man nicht nur die Betriebszeiten der Bahn kennen, sondern auch die Wege in die Schächte der U-Bahn.
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„Es sind Schlüssel für die U-Bahn-Schächte im Umlauf“, gestand der Sprayer. Einige Bahnen sind allerdings auch überirdisch „geparkt“, wie beispielsweise an der Warschauer Straße. Wenn man es erstmal geschafft hat, sich eine Bahn für sein Kunstwerk zu sichern, bleibt nicht mehr allzu viel Zeit: „Bei der U-Bahn hast du im Schnitt – wenn du krass bist – rund eine Stunde Zeit.“ Spätestens dann dürfte der erste Wachmann seine Runde drehen.
Berliner Sprüher-Szene setzt auf U-Bahnen
Für einige „Crews“– wie man die Gruppen im Graffiti-Jargon nennt – ein Grund, ihre Aktionen auf den laufenden Betrieb am Tag zu verlegen: Bei einem Halt wird kurzerhand die Notbremse getätigt, Türen blockiert und die Spray-Action kann losgehen. Im Netz kursieren zu der aus Spanien kommenden Idee auch schon so einige Clips.
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Mehr als drei Minuten Zeit bleibt aber nicht, dann trudelt meist auch schon die Polizei ein. „Das ist brachial. Ein echter Sprüher möchte seine Ruhe“, gab der Sprayer offen zu. Die Schächte der U-Bahn scheinen also der perfekte Ort zu sein, um seiner Kreativität freien Lauf zu lassen – selbstverständlich immer mit dem Blick auf die Uhr.