Seit vielen Jahrzehnten steht Herbert Grönemeyer auf der Bühne, wie jetzt wieder zweimal in Berlin (11. und 12. September). Viele seiner Songs sind Hymnen geworden – ob für eine Stadt wie Bochum, einen Kultsnack wie die Currywurst oder ein fehlbares Wesen wie den Menschen.
Dass ihm seine Fans so lange und intensiv die Treue halten, liegt an einem simplen Konzept, das die Konzerte des Sängers zu mitreißenden Events macht. Es besteht aus einem Selbstverständnis als Künstler und dem Cliffhanger-Effekt.
Grönemeyer in Berlin: Alles ist möglich
Nicht wenige Musiker, die seit mehr als vier Jahrzehnten aktiv sind, blicken ungern auf bestimmte Phasen ihrer Karriere zurück. Dazu zählen nicht selten auch frühe Hits, die eine Band hatte und die das Publikum immer noch hören möchte. Grönemeyer verschließt sich vor keinem Kult-Hit, wendet sich nicht ab von „Männer“, „Alkohol“ oder „Currywurst“ – auch wenn er heute andere Songs schreibt.
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So stellt sich bei den Fans ein „Alles ist möglich“-Gefühl ein. Jeder Song – ob er quatschig ist oder den Tod eines geliebten Menschen verarbeitet – hat die Chance, gespielt zu werden. Das Œuvre des 69-Jährigen ist zudem so groß, dass auch in drei Stunden Konzert im Velodrom nicht alle Lieder drankommen können. Weil aber auch nichts bewusst ausgeklammert wird, entsteht ein besonderer Effekt beim Zuschauer.
Eine Show voller Cliffhanger
Weil beim Grönemeyer-Konzert in Berlin jeder weiß, dass man ihn nicht mit einer abseitigen Setlist aus der Halle lassen wird, entsteht vor jedem Song eine kurze Vorfreude: Womit geht es wohl gleich weiter? Die Auswahl ist ebenso immens wie die Bandbreite an Emotionen von lustig bis traurig. Jeder verklingende Akkord ist eine Art Cliffhanger.
Hinzu kommt, dass Grönemeyer fast alle Wünsche erfüllt. Würde man die herausströmenden Besucher befragen, könnte jeder zehn Wunsch-Songs nennen, die gespielt wurden. Und jeder vermutlich einen bis drei, die es nicht zu hören gab. So geht der Cliffhanger sogar über den Abend hinaus. Bis zum nächsten Mal.