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Trauriger Höchststand: Berlin gedenkt mit bunten Schmetterlingen im Regen seiner Drogentoten

2024 sind in Berlin mehr Menschen denn je durch Drogen gestorben. Am 21. Juli gedachte man den Toten mit einer emotionalen Aktion. BERLIN LIVE war dabei.

© Sarah Fernandez/BERLIN LIVE

Ehemaliger Obdachloser packt aus: So war das Leben auf den Straßen Berlins

Wir trafen in Berlin auf Dieter Bichler. Dieter wohnte mehrere Jahre auf der Straße und hat somit erlebt was viele von uns sich nichtmal vorstellen wollen. Im Interview teilt er seine Erfahrungen.

Bunte Schmetterlinge, die an Fäden im kühlen Wind an diesem grauen und regnerischen Tag in Berlin flattern. Daneben größere Schmetterlinge in vielen Farben – jeder trägt einen Namen. Es sind die Namen derer, die in Berlin an einer Überdosis verstorben sind und deren Angehörige an diesem 21. Juli – dem Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende – erinnern.

Mit 294 toten Drogengebrauchenden im vergangenen Jahr 2024 belegt Berlin nicht nur einen traurigen ersten Platz im bundesweiten Vergleich. Es ist auch ein neuer trauriger Rekord in der Hauptstadt. Bei der Gedenkfeier auf dem Oranienplatz in Berlin-Kreuzberg – zu dem Dutzende Menschen trotz Regens gekommen sind – wurde nicht nur getrauert. Es wurde auch erzählt, kritisiert, gefordert und Wünsche geäußert. Ehemalige Suchtkranke und Menschen, die konsumieren, kamen hier zu Wort. Auch BERLIN LIVE war dabei.

Berliner Sozialarbeiterin: „Viele der Menschen hätten wir retten können“

„Jeder Drogentote ist einer zu viel“, sagt Nina Pritszens von „Vista“ einem „Verbund für integrative soziale und therapeutische Arbeit in Berlin“ – mit Schwerpunkt auf Substanzkonsum, gegenüber BERLIN LIVE.


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Die Zahl der Verstorbenen sei zwar gestiegen, dass mehr Menschen in Berlin konsumieren würden, kann sie aber nicht bestätigen. „Wir haben in absoluten Zahlen in den letzten Jahren keine Steigerung. Die Menschen leben prekärer“, erzählt die Geschäftsführerin weiter.

Trotz anhaltendem Regen sind zu dieser Gedenkfeier Dutzende Menschen gekommen. Credit: Sarah Fernandez/BERLIN LIVE

Ein großes Thema sei die Wohnungsnot vieler Drogengebrauchenden. Dann sagt sie den eindrücklichen Satz: „Wer auf der Straße lebt, braucht Drogen und Alkohol als Überlebensstrategie. Das würde keiner von uns durchhalten ohne psychoaktive Substanzen.“


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Am Ende äußert Nina Pritszens noch einen Wunsch: „Es gibt viel zu tun, es gibt aber auch viel zu gewinnen. Die Toten, die wir heute beklagen – viele der Menschen hätten wir retten können. Und wenn ich mir was wünschen darf, dann wünsche ich mir, dass wir in drei Jahren an diesem Tag zusammenstehen und feststellen, wie erfolgreich wir gemeinsam waren und dass die Zahl wieder sinkt.“