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Berlin kommt bei Helmut-Kohl-Straße nicht voran – dabei gibt es reichlich Auswahl

Im Berliner Senat ist man sich einig. Man will eine Straße nach Helmut Kohl benennen. Doch man kommt nicht voran. Dabei gibt es viel Auswahl.

© Imago/United Archives, Imago/Eibner

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Helmut Kohl ist ohne Zweifel einer der bedeutendsten Politiker in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. 16 Jahre führte er das Land als Bundeskanzler – acht Jahre nur den Westen, acht Jahre lang ein vereintes Deutschland. Kohl gilt als Europäer, als Kanzler der Einheit und dennoch haftet ihm wegen seiner Rolle im CDU-Spendenskandal ein großer Makel an.

Nichtsdestotrotz will das Land Berlin nun eine Straße oder einen Platz nach dem ehemaligen Kanzler benennen. Das habe CDU und SPD im Koalitionsvertrag vereinbart. Das ist möglich, das Kohls Tod inzwischen mehr als fünf Jahre zurückliegt. Doch wo das geschehen soll, ist noch völlig unklar. Dabei gebe es eine Fülle von Möglichkeiten.

Berlin sucht eine Helmut-Kohl-Straße

Für die Benennung von Straßen und Plätzen sind in Berlin die Bezirke zuständig und nicht der Senat. Daher werde man sich zu gegebener Zeit mit den Bezirken zusammensetzen, erklärte Senatssprecherin Christine Richter der Nachrichtenagentur dpa. Es solle ein Platz oder eine repräsentative Straße sein. An die früheren Kanzler Willy Brandt und Konrad Adenauer erinnern allerdings nur kleinere, wenig genutzte Straßen im Regierungsviertel.

Für Helmut Kohl könnte es ganz andere Möglichkeiten geben, zumindest wenn der Senat die Augen aufhält. Denn es gibt in Berlin eine ganze Reihe Straßen, die nur auf eine Umbenennung warten. Allen voran wäre da die Mohrenstraße in Mitte. Deren Umbenennung will der Bezirk Mitte aufgrund der rassistischen Namensgebung schon seit dem Sommer 2020 vorantreiben. Bislang scheiterte das am Widerstand der Anwohner. Das Problem: Eigentlich hat der Bezirk Mitte hier schon den afrikanisch-stämmigen Gelehrten Anton-Wilhelm-Amo als neuen Namenspatron ausgewählt.

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Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten. Denn seit einigen Jahren gibt es gleich zwei Dossiers über problematische Straßennamen in Berlin. Eines befasst sich mit Straßennamen mit antisemitischem Bezug, ein anderes mit Straßennamen mit kolonialistischem Bezug. Einigen Namen finden sich in beiden Dokumenten, auch wenn nicht immer zu einer Umbenennung geraten wird.

Helmut Kohl statt Kaiser oder Bismarck?

So tauchen aber beispielsweise in beiden Listen die Namen von Kaiser Wilhelm II. oder dem ehemaligen Reichskanzler Otto von Bismarck auf. Beide hatten sich sowohl antisemitisch geäußert als auch den deutschen Kolonialismus vorangetrieben. Beispielsweise könnte so der Kaiserdamm in Helmut-Kohl-Damm umbenannt werden. Oder aber – etwas repräsentativer – die Otto-von-Bismarck-Allee zwischen Brand- und Adenauer-Straße in Helmut-Kohl-Allee.


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Auch bei den Straßen und Plätzen, die nach Richard Wagner oder Martin Luther benannt sind, rät das Dossier von Felix Sassmannshausen, das vor einigen Jahren im Auftrag des Antisemitismus-Ansprechpartners des Landes Berlin in Auftrag gegeben wurde, zu einer Umbenennung. Auch hier könnte der Berliner Senat auf der Suche nach einer Helmut-Kohl-Straße fündig werden.