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Berlin als Hochburg für Bettwanzen – SO wird den Lästerlingen der Kampf angesagt

Berlin spielt im Ranking um den Lieblingsort der Bettwanze auf den oberen Plätzen mit. BERLIN LIVE hat einen Experten der Tierchen begleitet.

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© BERLIN LIVE / Wengert; Privat

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Von wegen nur in Paris – auch Berlin ist längst zu einem der liebsten Aufenthaltsorte für Bettwanzen geworden. In den Polstermöbeln in der Hauptstadt fühlen sich die kleinen Krabbeltierchen mit einer Lebensspanne von rund einem halben Jahr besonders wohl. Wenn dort dann auch noch regelmäßig jemand auf sie wartet, dem sie das Blut aus den Adern saugen können – perfekt.

Umgekehrt hält sich die Freude in Grenzen. Ist man erstmal von Bettwanzen befallen, will man sie so schnell wie möglich wieder loswerden. Doch ohne professionelle Hilfe ist das fast unmöglich: Einer der Retter in der Not ist Martin Sander, Geschäftsführer des auf Bettwanzen spezialisierten Unternehmens Thermokill. BERLIN LIVE hat den Experten bei einem Kundentermin begleitet und dabei ganz genau über die Schulter geschaut.

Berlin: Bettwanzen geht es mit Wärme an den Kragen

Anfang Dezember 2023 wird Sander zu einem Auftrag nach Berlin-Moabit gerufen. Mit seinem weißen Transporter ohne jeglichen Aufdruck – um unangenehme Gespräche in der Nachbarschaft zu vermeiden – ist der Fachmann zur Stelle. Bereits in einem Vorgespräch klagte der Bewohner über mehrere Bisse an seinem Körper, die eindeutig von Bettwanzen stammen mussten. Um dem Befall der Viecher ein Ende zu setzen, wurde sich für die Wärmebehandlung von Thermokill entschieden, bei der keinerlei gesundheitsschädigende Giftstoffe zum Einsatz kommen – stattdessen heizt ein Ofen den Raum so stark auf, dass sowohl die Bettwanzen als auch ihre gelegten Eier nicht überleben können.

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Martin Sander, Geschäftsführer von Thermokill – einem Unternehmen, das sich auf die Beseitigung von Bettwanzen mithilfe von speziellen Öfen und Wärme spezialisiert hat. Credit: BERLIN LIVE / Wengert

Das ist übrigens bei einer Temperatur zwischen 52 und 58 Grad Celsius der Fall. Damit jedoch keines der Tierchen der viertägigen Hitze entkommen kann, werden als erster Schritt die Leisten am Boden abgeklebt und Ritze verschlossen. Auch mögliche Verstecke wie die Abdeckungen der Steckdosen werden abgenommen. Anschließend werden die Stellen mit Kieselgur eingesprüht. „Kommen Bettwanzen damit in Kontakt, wird die Schutzschicht an ihrem Chitinpanzer aufgeritzt und die Tiere trocknen innerhalb kurzer Zeit komplett aus“, erklärte Sander gegenüber BERLIN LIVE. Das Mittel scheint vielversprechend zu sein, kann einen starken Befall allerdings nicht komplett bekämpfen.

Berliner Experte sagt Bettwanzen den Kampf an

Dafür benötigt es letztendlich die Wärme der Öfen, die mithilfe von mehreren Ventilatoren durch den gesamten Raum gewirbelt wird. Damit auch alle Möbelstücke von Bettwanzen „gereinigt“ werden, müssen sie gekonnt vom Profi platziert werden. Weil es durch die Hitze bei manchen von Klavierlack überzogenen Möbeln zu Verfärbungen kommen kann, werden die Schranktüren kurzerhand abmontiert.

Und beim Zurechtrücken des Bettes kamen die Wanzen dann auch schon zum Vorschein: Gut behütet hatten sie es sich unter dem Klettverschluss des Bettüberzuges bequem gemacht, um in der Nacht erneut zubeißen zu können. Doch diesem Vorhaben macht Sander einen Strich durch die Rechnung.

Ist der nötige Starkstrom vom Elektriker erstmal verlegt, müssen nur noch die Thermostate im Raum ausgelegt werden, um die Temperatur über die Behandlung hinweg per App im Auge zu behalten. Dann geht es los mit der Hitze-Jagd auf die Lästerlinge. Das Gebläse eines Ofens kann mit dem Lärm beim Schleudergang einer Waschmaschine verglichen werden – über mehrere Tage hinweg sicherlich nervig, aber wirkungsvoll.

Um die Wärme im Raum zu behalten, wird der Durchgang mit einer Folie verschlossen. Die Tür zu schließen wäre undenkbar – sie würde sich durch die Hitze im Innenraum und Kälte der anderen Räume zu sehr verziehen.

Bettwanzen-Behandlung geht ordentlich ins Geld

Doch bereits vier Tage später hat der Bettwanzen-Fluch ein Ende. Und der Geldbeutel ist ebenfalls leichter: Über 1.000 Euro müssen laut Sander definitiv für die Wärmebehandlung locker gemacht werden. Doch diesen Preis dürfte ein ruhiger Schlaf ohne ungebetene Krabbeltierchen doch wert sein.


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Und im Gegensatz zur Pestizidbehandlung, bei der die mit Giftstoffen eingesprühten Polstermöbel im Sondermüll entsorgt werden müssen, kann bei der Wärmebehandlung im Anschluss weiterhin im eigenen Bett geschlafen werden. Den Bettwanzen wird dann höchstens noch im Traum begegnet.