In Berlin sind in den vergangenen zwei Wochen Dinge passiert, die die ganze Stadt und Menschen in der ganzen Republik schockiert haben. Seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober ist der Antisemitismus in Berlin so laut zu hören und so deutlich zu sehen wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.
Zuerst riefen pro-palästinensische und israelfeindliche Menschen antisemitische Parolen und zur Gewalt gegen Juden auf. Israel-Flaggen wurden beschädigt. Juden in den Straßen Berlins angegriffen. Dann erschienen immer mehr Davidsterne an Berliner Hauseingängen. Der wohl symbolischste Angriff auf die Berliner Juden war dann der versuchte Brandanschlag auf die jüdische Einrichtung in der Brunnenstraße in Berlin-Mitte, in der sich auch eine Synagoge befindet.
Berlin: Jüdische Familie sieht keine Zukunft mehr in Deutschland
Sarah Cohen-Fantl ist Journalistin und lebt mir ihrem israelischen Mann und den beiden Kindern seit Februar 2022 in Berlin. Die Familie plante ihre Zukunft in Deutschland, bis der Angriff der Hamas auf Israel ihr Leben in Berlin veränderte. In der „Bild“ erzählt sie, warum sie seit dem 7. Oktober nicht mehr an eine Zukunft in Deutschland glaubt.
„Und wir trauern um unser altes Leben, das nie wieder so wird, wie es mal war. Den langersehnten Umzug innerhalb Berlins in unser neues Zuhause: abgesagt. Das Restaurant, das wir gerade mieten wollten: abgesagt. Unsere Zukunft in Deutschland: ungewiss.“
Judenhass bestimmt den Alltag
Sie schreibt, wie sie vor dem 7. Oktober in Kreuzberg täglich hebräische Wortfetzen auf der Straße vernommen hätten. „Heute beißen wir uns auf die Zunge und halten die Luft an, wenn unsere kleinen Kinder Hebräisch sprechen.“ Die Angst erlaubt es der Familie nicht mehr in ihrer Nachbarschaft spazieren zu gehen.
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Die Kinder seien seit dem Beginn des Krieges nur einen halben Tag im Kindergarten gewesen. Weiter erzählt sie, wie auf einem jüdischen Kindergeburtstag am 17. Oktober in einem beliebten Café ein Security aus Sorge vor Angriffen angeheuert wurde. Nur einen Tag später flogen Molotow-Cocktails auf die Synagoge in Berlin-Mitte. Die große Frage ist: „Wo sind wir noch sicher?“
Ihr Mann hatte zuvor nur in Israel gelebt und sieht sich zum ersten Mal im Leben als Teil einer Minderheit. In Deutschland will er nicht bleiben. „Wir haben einen Koffer mit den wichtigsten Unterlagen gepackt.“
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Man habe sich bereits mit Freunden und Familie darüber ausgetauscht, wohin man am schnellsten flüchten könne, sollte sich die Lage in Berlin und in Israel weiter verschlimmern. Cohen-Fantl schließt ihre Erfahrungen mit den Worten ab: „Wir sind Juden in Deutschland im Jahr 2023, doch es erinnert stark an 1938 – und alle schauen zu, wie sich „Nie wieder“ wiederholt.“