Am 28. August startete das neue Schuljahr in Berlin. Und während womöglich viele Schüler nach den Sommerferien noch motiviert und mit großer Freude in die Schule zurückkehrten, dürfte dies bei vielen Lehrkräften anders ausgesehen haben.
Denn Berliner Lehrkräfte sind knapp. Rund 1.500 Stellen sind aktuell unbesetzt. Wie der „Tagesspiegel“ berichtet, seien inzwischen zwei von drei Grundschulen unterausgestattet. Und bei 40 von 360 Grundschulen würden mehr als zehn Prozent des Personals fehlen. Um auf den Lehrermangel zu reagieren, soll jetzt sogar an einer Stelle gekürzt werden, die bislang nicht angerührt werden durfte.
Kürzungen von Pflichtstunden nicht ausgeschlossen
Wirklich neu ist das Problem fehlender Lehrkräfte nicht. Bisher hatten Schulen unter anderem die Möglichkeit, Förderunterricht zu kürzen, Quereinsteiger einzustellen und Lehrer zu verbeamten, um auf die Situation zu reagieren. Doch jetzt dürfen Berliner Schulen noch einen Schritt weiter gehen.
In einem Rundschreiben der Senatsverwaltung für Bildung an Schulen werden erstmals Kürzungen von Pflichtstunden nicht mehr ausgeschlossen, schreibt der „Tagesspiegel“. So dürften Schulen bei extremem Lehrermangel das reguläre Unterrichtsangebot kürzen. Dies sollte dann aber „temporär und verhältnismäßig“ erfolgen. Lernanfänger, Kinder mit Förderbedarf, Übergangs- und Abschlussklassen und die Kernfächer Mathematik, Deutsch und Englisch sollten von den Kürzungen nicht betroffen sein.
Kürzungen der Stundentafel waren bereits gängig
Eigentlich waren Kürzungen der Stundentafel bisher nicht gestattet. Doch in der Praxis war dies dennoch offenbar häufig der Fall. Dazu sagte der Vorsitzende der Sekundarschulleitungen Sven Zimmerschied am Sonntag: „Schulen kürzen auch jetzt schon bei der Stundentafel, es wird nur nicht offen kommuniziert.“ Dass nun offiziell Kürzungen bei der Stundentafel möglich sind, empfindet er als einen Schritt zu mehr „Glaubwürdigkeit“, damit offen umzugehen.
Louis Krüger, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und schulpolitischer Sprecher der Grünen fordert im „Tagesspiegel“ in Anbetracht des Lehrermangels, insbesondere an Grundschulen, an Schulen in Brennpunktlage und am Stadtrand „die sofortige Stärkung der Zusammenarbeit mit außerschulischen Lernorten und Bildungsträgern, eine Debatte über die Kürzung der Stundentafel und endlich ein handfestes Konzept für eine bessere Steuerung bei der Einstellung.“
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Und der Mangel an Lehrern wird noch dadurch verstärkt, dass in Berlin weit über 20.000 Schulplätze fehlen. Zudem müssen rund 10.000 Flüchtlinge versorgt werden. Eine Besserung der Situation ist also eher unwahrscheinlich.