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Berlin: Gewalt in Kliniken spitzt sich zu – jetzt zieht die Leitung alle Register

Obwohl das Gesundheitspersonal am Limit arbeitet, gehören Angriffe mittlerweile zum Alltag. Eine besondere Maßnahme soll das endlich beenden!

Berlin
© IMAGO/Chempic

Sicherheit für Berlin: Polizei, Feuerwehr und Co.

Sie sollen in Berlin für Sicherheit sorgen: Polizei, Feuerwehr und Co. Bei der Berliner Polizei sind derzeit über 27.000 Bedienstete beschäftigt. Jeden Tag gehen über den Notruf 110 in der Einsatzleitzentrale 3.700 Anrufe ein. Das sind 1,34 Millionen Anrufe im Jahr.

Es gibt immer häufiger Berichte von Angriffen auf Klinikpersonal. Die Gründe dafür sind vielfältig, berichtet Corinna Schwetasch, Pressesprecherin der DRK Kliniken Berlin. Sei es, weil die Wartezeit in der Notaufnahme zu lange dauert oder weil bestimmte Abläufe im Krankenhaus unbekannt erscheinen.

Um dem einen Riegel vorzuschieben, hat sich die Klinikleitung jetzt etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Berlin: Gewaltpotenzial steigt

2024 gab es in den Einrichtungen der DRK Kliniken in Berlin – darunter vier Krankenhäuser, ein Hospiz und eine Pflegeeinrichtung – insgesamt 49 Meldungen zu körperlichen Angriffen. 2023 waren es im ganzen Jahr 57. Eine Steigerung ist also deutlich.

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Seit vier Jahren erhalten die Mitarbeitenden in den DRK Kliniken deshalb bereits ein verbales Anti-Gewalt-Training. Seit September wird das aber nun um ein körperliches Deeskalationstraining ergänzt. Zum Einsatz kommt hier der Kampfsportexperte Danièl Lautenschlag.

Lautenschlag erklärt gegenüber der „BZ“, dass es dabei um verschiedene Fragen gehen soll: „Wie kann eine Situation, die bereits eskaliert ist, wieder auf die verbale Ebene zurückgeholt werden? Wie können Mitarbeiter jemanden, der ausgerastet ist, halten und fixieren, ohne ihn zu verletzen?“

Kampfsportexperte soll helfen

„Durch die bisherigen Deeskalationstrainings nehmen die Mitarbeitenden viel früher wahr, wenn eine Situation zu eskalieren droht und können diese meist rechtzeitig verbal beruhigen“, so DRK-Sprecherin Corinna Schwetasch gegenüber BERLIN LIVE. Die neuen Maßnahmen, die das Personal in Berlin nun ein Jahr lang drei Stunden monatlich trainieren soll, sollen die bereits bestehenden Taktiken ergänzen.

Ziel sei dabei, den Mitarbeitenden ein Werkzeug an die Hand zu geben, mit dem sie sich aus Gefahrensituationen befreien können, ohne sich und dem Gegenüber zu schaden.


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Externes Sicherheitspersonal, das in vielen anderen Krankenhäusern in Berlin bereits jetzt zum Standard gehört, ist für die DRK Kliniken dagegen nur in äußersten Situationen von Interesse, beispielsweise bei Großereignissen.

Corinna Schwetasch erklärt: „Gerade bei einer körperlichen Eskalation geschieht der Angriff oft in Sekundenbruchteilen, selbst mit Sicherheitspersonal an den Eingängen, wäre somit nicht garantiert, dass sie sich dann genau zu diesem Zeitpunkt an Ort und Stelle befinden.“ Gewisse Informationen, zum Beispiel warum die Wartezeit so lang ist, könnten Externe zudem nicht haben. Ein weiterer Punkt, der gegen Sicherheitspersonal spricht.

Ob sich die Situation durch die neuen Trainingseinheiten verbessert, wird die Zeit zeigen. Allerdings ist ebenso wichtig, sich klar zu werden, dass das Personal am Limit arbeitet. Eine körperliche oder verbale Attacke ist nicht förderlich, sondern verlangsamt alles nur noch mehr.