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EM in Berlin: Türken siegessicher am Breitscheidplatz – Wolfsgruß allgegenwärtig

Die Türkei spielt bei der EM 2024 in Berlin gegen die Niederlande. Im Vorfeld sind die Fans optimistisch – viele zeigen immer wieder den Wolfsgruß.

EM 2024 in Berlin
© dpa/Chrstoph Soeder

Türkische Fans feiern in Berlin

Vor dem EM-Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande feiern türkische Fans am Breitscheidplatz. Sie glauben an einen Sieg - und sind uneins, ob die Sperre für Merih Demiral richtig ist.

Am Samstagabend (6. Juli) spielt die Türkische Fußball-Nationalmannschaft im Viertelfinale der EM 2024 in Berlin. Im Olympiastadion geht es gegen die Niederlande, die zumindest auf dem Papier die Favoriten sind.

Vor dem Spiel versammelten sich tausende Türkei-Fans am Breitscheidplatz, um sich auf die Partie einzustimmen – und an einem Fanmarsch zum Olympiastadion teilzunehmen. Die Stimmung war ausgelassen und siegessicher – und immer wieder wurde auch der Wolfsgruß gezeigt.

EM in Berlin: Türkei-Fans optimistisch

Am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg, konnte man schon den Eindruck gewinnen, dass der Sport im Vordergrund steht. Das Spiel gegen die Niederlande und die damit verbundene Chance, ins Halbfinale der EM einzuziehen, bedeutet für viele Deutschtürken der mögliche Sieg einer heimlichen Heim-EM. Doch das Thema Wolfsgruß und die damit verbundene Sperre für Merih Demiral war allgegenwärtig.

Viele Fans fühlten sich unfair behandelt, zogen etwa Vergleiche zu anderen Handzeichen und Gesten, die nur mit einer Geldstrafe belegt wurden. Der Engländer Jude Bellingham etwa, der für eine obszöne Geste 30.000 Euro Strafe zahlen musste. Oder aber die beiden Schweizer Xherdan Shaquiri und Granit Xhaka, die 2018 nach ihrem Doppeladler-Jubel je 8.600 Euro zahlen mussten. Doch es gab auch türkische Fans, die die Strafe für richtig hielten. „So etwas gehört da nicht hin“, sagte ein Mann gegenüber BERLIN LIVE.

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Gezeigt wurde der Wolfsgruß aber auch am Samstagnachmittag auf dem Breitscheidplatz immer wieder. Mal von einer ganzen Gruppe, mal von Einzelpersonen. Der Wolfsgruß ist eine Symbolik der rechtsextremen Vereinigung Graue Wölfe. Allein in Deutschland soll sie rund 12.000 Mitglieder haben. Die Gruppe steht für einen „ethnischen Nationalismus“, sie idealisieren ein großtürkisches Reich und agitieren gegen Minderheiten wie Kurden, Aleviten und Armenier.

Graue Wölfe-Gruß nicht verboten

In Deutschland sind weder die Grauen Wölfe noch ihr Gruß verboten. Entsprechend griffen auch die anwesenden Polizisten, die das Fanfest an der Gedächtniskirche absicherten, auch zunächst nicht ein. Erst als der Fanmarsch zum Olympiastadion starten sollte, änderte sich das. Weil der Fanmarsch keine politische Kundgebung sei, wurden die Teilnehmer aufgefordert, das massenhafte Zeigen des Wolfsgrußes zu unterlassen. Weil viele dem nicht nachkamen, wurde der Fanmarsch gestoppt.

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Vor einigen Tagen hatte bereits die Uefa durchgegriffen. Nachdem Doppeltorschütze Merih Demiral im Spiel gegen Österreich mit der Geste gejubelt hatte, durchgegriffen und den Verteidiger für zwei Spiele gesperrt.

Ob der Wolfsgruß am Samstagnachmittag aus rechtsextremer Überzeugung, oder aus Ärger über die Sperre gezeigt wurde, dürfte vom Einzelfall abhängen. Sicher ist: Die Gruppe „Turkish Ultras“ hatte alle türkischen Fußballfans aufgerufen, während der Nationalhymne den Wolfsgruß zu zeigen. Die Eindrücke vom Breitscheidplatz deuten darauf hin, dass zumindest ein Teil der Fans diesem Aufruf folgen wird.


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Doch auch ohne Demiral schauen die türkischen Fußballfans zuversichtlich auf das Viertelfinale gegen die Niederlande. Die meisten gehen von einem knappen Sieg aus – und träumen im zweiten Schritt vom Einzug ins Finale. Das würde dann wieder in Berlin stattfinden.