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Berlin jagt RAF-Terroristen – mit Reaktion der Anwohner rechnet keiner

Nach der Festnahme von RAF-Terroristin Daniela Klette fahndet die Polizei nun nach ihren beiden Komplizen Staub und Garweg.

Berlin
© picture alliance/dpa

Jagd nach den RAF-Terroristen in Berlin

Die Polizei Berlin ist auf der Jagd nach den RAF-Terroristen.Am 26. Februar nimmt die Polizei das erste Mitglied des gefährlichen Trios fest: Daniela Klette. Nach zwei Personen fahndet sie derzeit noch.

Spätestens seit dem 26. Februar 2024 steht Berlin auf dem Kopf. An diesem Tag wurde die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette in einer Wohnung in Kreuzberg festgenommen – nach jahrelangen Ermittlungen ein riesiger Erfolg für die Polizeikräfte aus Niedersachsen, die in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Berlin stehen.

Die beiden RAF-Komplizen von Klette, Staub und Garweg, sollen allerdings weiterhin auf freiem Fuß sein – mutmaßlich ebenfalls in der Hauptstadt. Nach ihnen fahnden die Ermittler auf Hochtouren: Am vergangenen Sonntag (3. März) gab es einen Zugriff auf einem Bauwagengelände in Friedrichshain. Hier soll sich Garweg in der Vergangenheit verschanzt haben. BERLIN LIVE hat sich die Gegend genauer angesehen.

Berlin auf der Suche nach früheren RAF-Terroristen

Ein Bauwagen-Gelände direkt an den S-Bahn-Gleisen, nur wenige Gehminuten vom Bahnhof Ostkreuz entfernt. Das Areal ist mit Wellblech und eigenen Baukonstruktionen verbarrikadiert – ein paar Graffitis zieren die Mauern rundherum. Einen Überblick kann man sich hier nur schwer verschaffen, Zutritt bekommt man erst gar nicht.

Berlin
SEK-Beamte verlassen das verdächtige Gelände im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Hier soll sich Garweg in der Vergangenheit aufgehalten haben. Credit: picture alliance/dpa

Was sonst als Zuhause und Zufluchtsort für Aussteiger bekannt ist, wird auch einen Tag nach der Durchsuchung am 4. März noch aufmerksam von Polizeikräften abgesperrt und gesichert. Der vermeintliche Bauwagen, in dem Garweg gehaust haben soll, wurde bereits in der Nacht abtransportiert. Aber: „Die Ermittlungen sind hier noch nicht abgeschlossen“, stellte ein Polizist auf Nachfrage von BERLIN LIVE klar. Wonach genau Ausschau gehalten wird, verrät allerdings niemand.

Berliner Bauwagen-Areal wird unter die Lupe genommen

Ob vielleicht auch an dieser Stelle wieder mit Kriegswaffen und Co. zu rechnen ist? Bei der Durchsuchung von Klettes Wohnung wurden die Ermittler jedenfalls mehr als fündig. Zwischenzeitlich mussten sogar alle Bewohner das Gebäude räumen, um einer möglichen Gefahr von gelagertem Sprengstoff zu entgehen.

Doch davor scheint in Friedrichshain kein Anwohner in der näheren Umgebung Angst zu haben. Wo die Polizei bewaffnet das Bauwagen-Areal absichert, hält nur wenige Meter entfernt der Bus, Mütter mit Kinderwagen gehen gegenüber im Discounter einkaufen oder fahren mit ihren Sprösslingen am abgesperrten Tatort mit dem Fahrrad vorbei.

Berliner Anwohner bleiben unbeeindruckt

Anmerken lässt sich hier offenbar niemand etwas. Ein ganz normaler Montag eben. Auf Nachfrage unserer Redaktion können sich einige Passanten das Aufgebot an Beamten vor Ort gar nicht erklären. Ein Teil von ihnen hat von der Fahndung der einstigen RAF-Terroristen noch nicht mal etwas mitbekommen. Diejenigen, die das Thema dann allerdings doch in den Medien verfolgt haben, sind sich einig.

„Ach, die Terroristen sind doch bestimmt gar nicht mehr in Berlin“, spekulierte beispielsweise ein älterer Herr, während er am Straßenrand auf den Bus wartete. Auch eine Anwohnerin im Haus nebenan zeigte sich unbeeindruckt: „Polizei ist in Berlin keine Seltenheit. Die werden das schon im Griff haben!“

Wohnung von RAF-Terroristin wird weiter sichergestellt

Dass man die Lage im Griff hat, daran ist absolut nicht zu zweifeln. Während die Ermittlungen am Markgrafendamm unweit des BKA weiter laufen, ist auch an Klettes Wohnung in der Sebastianstraße noch keine Ruhe eingekehrt: Noch immer schleppen Beamte mit Sturmhauben gefüllte Müllsäcke voller Beweismaterial aus dem Wohnhaus.


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Doch auch hier fehlt von Angst oder jeglichen Bedenken unter den Nachbarn jede Spur. „Kann sogar sein, dass ich Daniela Klette mal beim Einkaufen hier um die Ecke begegnet bin“, vermutete ein Senior bei seinem täglichen Spaziergang vorbei am Haus der RAF-Terroristin. Erschreckend finde er diese Tatsache allerdings nicht – immerhin könne man in einer solchen Großstadt nicht alles über die anderen Anwohner wissen: „Dit is Berlin!“