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Galeries Lafayette schließt: Jetzt braucht Berlin schnell Klarheit

Das Aus der Galeries Lafayette in der Friedrichstraße ist besiegelt. Nun muss Berlin Nägel mit Köpfen machen. Ein Kommentar.

Galeries Lafayette
© IMAGO/STPP

Berlin: Das ist Deutschlands Hauptstadt

Berlin ist nicht nur Deutschlands Hauptstadt, sondern auch die größte Stadt der Bundesrepublik. Im Jahr 2022 wohnten 3,75 Millionen Menschen hier. Die Tendenz ist steigend. Zudem kamen im gleichen Jahr rund 10 Millionen Gäste für insgesamt 26,5 Millionen Übernachtungen in die Hauptstadt.

Erst waren es Gerüchte, jetzt ist es beschlossen: Die Galeries Lafayette wird den Standort Berlin aufgeben. Das hat das französische Luxus-Kaufhaus in dieser Woche bekanntgegeben, nachdem der Eigentümer Tishman Speyer bereits angekündigt hatte, den 2024 auslaufenden Vertag nicht verlängern zu wollen.

Diese Gewissheit reißt ein Loch in die Friedrichstraße, wie Berliner und Touristen sie bisher kannten. Und sie verpflichtet die Entscheider der Hauptstadt zum Handeln. Denn das Aus der Galeries Lafayette kann eine echte Chance für die Flanier-Meile sein. Man darf sie nur nicht verschlafen, sonst droht für immer eine Lücke zu bleiben.

Was kommt nach der Galeries Lafayette?

Ein reines Schreckgespenst ist das Szenario der Lücke nicht. Schließlich ist die Liste der Kaufhäuser, die sich niemals von einem Leerstand erholt haben, mit Blick auf Deutschland lang. In der Berliner Friedrichstraße muss das aber nicht passieren, denn hier lag der Plan für die Nachnutzung der Galeries Lafayette schon auf dem Tisch, als vom Aus noch (fast) niemand wusste.


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Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) will nämlich die ZLB, die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, in im Quartier 207 unterbringen – so heißt der Bau, in dem die Galeries Lafayette derzeit residiert. Für die Friedrichstraße wäre das eine große Chance, schließlich hat sie als Einkaufsstraße niemals so richtig floriert. Der Plan, einen zweiten Ku’damm erschaffen zu wollen, floppte. Wer etwas auf sich hielt, shoppte beim Original und wer es etwas bodenständiger wollte, seit 2014 in der Mall of Berlin.

Die Friedrichstraße blieb immer eine verhinderte Einkaufs-Meile. Seit es sie gibt, wird beklagt, dass es nicht gut läuft. Das wurde in Zeiten von Online-Handel nur noch schlimmer. Die Corona-Pandemie traf die Straße schwer. Abwechselnde Versuche von Verkehrsberuhigung und der Rückkehr von Autos brachten keine messbare Wende – und so folgt nun folgerichtig das Ende. Nicht für die Straße, aber für das Selbstverständnis als schicke Einkaufs-Meile.

ZLB statt Lafayette: Eine Chance für Berlin

Die ZLB kann schaffen, was Galeries Lafayette und Co. über Jahre nicht hinbekommen haben: Die Friedrichstraße mit Leben zu füllen. Ein Kaufhaus, in dem vor allem wohlhabendere Berliner und Touristen einkaufen gingen, lockte zu wenige Berliner in ihr Stadtzentrum, der ZLB kann das aber gelingen. Schließlich werden Berlins Bibliotheken noch immer stark genutzt. In Zeiten steigender Papier- und Buchpreise dürfte der Bedarf steigen. Ein derart gut ans ÖPNV-Netz angebundener Standort wäre perfekt.


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Berlin muss jetzt Nägel mit Köpfen machen, bevor sich das Zeitfenster für die einmalige Chance schließt. Mit dem Auszug der Galeries Lafayette wird sich die Friedrichstraße ohnehin verändern. Die ZLB könnte der Startschuss zu einem neuen Konzept sein. Einem, dass im Gegensatz zur Einkaufs-Meile vielleicht sogar funktioniert.